”Papa, sind vier Weißkopfseeadler stärker als sieben Fischadler?”

    “Ömm ...”

“Aber ein Elch kann doch besser schaufeln als ein Frontlader?”

    “Nun ...”

“Kann man bei Ebbe die Bay of Fundy überqueren?”

    “Kommt bestimmt drauf an.”

“Ist denn die Queen Mary II größer als deine Uni?”

    “Ach, jetzt gib endlich Ruhe!”

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Wichtige Fragen quälen Felix, doch Papa gibt komische Antworten. Er weiß es einfach nicht, und so müssen wir es wohl selber rauskriegen.

Bei der Queen Mary ist das einfach, die läuft Halifax mehrmals jährlich an. Die Kinder machen große Augen, als das mächtige Schiff den Hafen verlässt und kontrollieren die Zahl der Decks (14) sowie - sicher ist sicher, erst letzten Monat waren sie in der Titanic-Abteilung des Maritime Museums - die Zahl der Rettungsboote (24, wenn das man kein Gedränge gibt). Schließlich stellen sie fest: Uni ist größer, Queen Mary ist schöner.

Für die anderen Fragen müssen wir uns aufmachen. Mal sehen, was wir auf unseren Wochenendtouren durch Nova Scotia alles erleben.

Mit unserem Freund Alex erkunden wir das Musquodoboit Valley. Der schweißtreibende Aufstieg zum Gibraltar Rock belohnt uns mit einem herrlichen Blick ins Tal. Beim anschließenden Abstecher zum Martinique Beach ist Felix ganz in seinem Element: schwere Bauarbeiten am Sandstrand sind für ihn Erholung pur, das ist schon immer sein Ding gewesen.

Lunenburg ist ein schnuckeliger Fischerort und eine von zwei Städten des Unesco Weltkulturerbes in Kanada (die andere ist Quebec City). Wir schlendern durch alle drei Gassen des Stadtzentrums - das mag Mechthild -, besichtigen die im Hafen liegende Bluenose, ein Schoner, der als Wahrzeichen Nova Scotias die 10 Cent Münzen Kanadas ziert, - das mögen die Kinder - und essen uns auf der Sonnenterasse des Fast Food Restaurants in aller Ruhe und mit Blick auf Hafen und Bluenose einen Hamburger - so mag das Michael.

Hamburger dürfen auch mal sein, man ernährt sich schließlich ungern einseitig, und seit unserer Angeltour knubbeln sich im Gefrierfach lauter frisch gefangene Fische.

Der Sache mit der Bay of Fundy und ihrer Überquerung bei Ebbe gehen wir bei Two Islands auf den Grund. Da kann man bei Ebbe richtig schön auf dem Meeresgrund spazieren gehen, es gibt ja auch nirgendwo sonst auf der Erde einen derart hohen Tidenhub. Aber die ganze Bucht bei Ebbe überqueren? “Besser, man kann schwimmen” meint Felix, und wir pflichten ihm bei.

Am wildesten, sagt man, sei Nova Scotia auf Cape Breton Island. In Louisbourg besichtigen wir erstmal das Freilichtmuseum Forteresse de Louisbourg und tauchen für einen Tag in die Welt der französischen Siedler des 18. Jahrhunderts ein. Diese wurden vor 250 Jahren von aus Halifax kommenden Engländern geschlagen und vertrieben, aber uns lassen die Wachen trotzdem rein. Insbesondere Katharina gibt auch ein prima Franzosenkind ab.

Im Cape Breton Highlands National Park zelten wir auf unserem bisher schönsten Zeltplatz. Mitten im Wald, mit Picknickbank und Feuerstelle, ist er vier Tage lang eine stimmungsvolle Ausgangsbasis für unsere Touren in den Nationalpark.

Und die gehen so: Mit dem Auto fährt man los, immer den Cabot Trail entlang, so heißt die Küstenstraße, eine andere Straße gibt’s im Park auch gar nicht. Der Cabot Trail an sich ist schon ein Erlebnis mit fortwährend schönen Ausblicken auf Berge und Meer. Und wo es besonders schön ist, haben findige Parkranger einen Parkplatz angelegt und einen Wanderweg in die Wildnis geschlagen. So erleben wir den Nationalpark auf zutiefst nordamerikanische Art: Mit dem Auto anfahren, in Sandalen wandern - macht besonders bei Matschpfützen Spaß - eine durch und durch spektakuläre Landschaft bestaunen, und abends am Zelt den Tag mit Lagerfeuer und Grill ausklingen lassen.

Im Übrigen ist der Park voller Elche. Denen geht’s in Ermangelung natürlicher Feinde richtig gut, und insbesondere die Kälber sind derart neugierig, dass sich Franziska ziemlich bald lieber zurückzieht und dem Elchkalb den Wanderweg überlässt. Schließlich ist da noch die Elchkuh im Hintergrund, und man sagt, Elchkühe verstehen nur ganz wenig Spaß und nehmen ihre Kinder schon mal sehr energisch in Schutz.

Elchbullen sind nicht so neugierig. Unser Ranger meint, außer Elchkühen und Nebenbuhlern bringt sie so schnell nichts aus der Ruhe. Da kann der abendliche Schluck aus dem See schnell ein Viertelstündchen dauern. Felix findet Elchbullen klasse, und möchte noch nicht zum Zeltplatz zurück. “Lass uns bleiben, Papa, die werfen ihr Geweih doch immer ab.” Also gucken wir noch ein Weilchen zu. Schließlich verabscnhieden wir uns nach reiflicher Überlegung mit der enorm wichtigen Feststellung, dass Elche ein tolles Geweih haben und bestimmt prima damit kämpfen können, im Baggern aber immer noch ein Frontlader der Bessere ist.

Damit wäre ja eine Menge geklärt. Eine Frage aber bleibt, die mit den sieben Fisch- und vier Seeadlern. Und wir müssen gestehen, wir wissen es noch immer nicht. Dabei begleiten uns beide Arten überaus regelmäßig. Weißkopfseeadler sieht man auf Cape Breton Island täglich, und Fischadler konnten wir zu Hause in Halifax immer wieder beobachten. Aber sieben gegen vier? Das müssen wir noch rauskriegen.

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