Punktsieg über die Pandemie

„Ist schon blöd, diese Pandemie“, meint Katharina, „was machen kann man nur draußen, und so richtig prickelnd ist das bei der Kälte auch nicht immer.“

„Mmmh“, pflichtet ihr Michael bei, „für meine Laune wäre es auch besser, wenn wir gegen die Pandemie mal einen satten Punktsieg einfahren.“

„Also Kanu fahren?“, schlägt Katharina vor.

„Da isses aber erst recht kalt“, murmelt Michael.

„Dafür“, sagt Katharina, „gibt’s ja warme Klamotten und heiße Getränke. Kannst dir ja mal ‘nen schönen Fluss überlegen.“

Die Bilder lassen sich per Mausklick vergrößern.

Die Sieg von Eitorf nach Hennef soll es werden. Die führt meistens reichlich Wasser, oft so viel, dass es immer mal wieder schön spritzig wird, sie fließt durch ein liebliches Tal, umtragen muss man nicht, und dank der guten Bahnverbindung lässt sich das Auto auch ohne Probleme umsetzen.

Gleich Sonntag früh geht’s los. Draußen ist noch Raureif, was ein bisschen dumm ist. Muss man sich halt dicker anziehen. In Eitorf laden Katharina und Michael Boot und Krams (Paddel, Schwimmwesten, Essen und Trinken und so) am Fluss ab. Katharina macht es sich auf dem Campingstuhl in der Sonne bequem, um noch ein bisschen was für Geschichte durchzulesen (19. Jahrhundert – da hat sie schon spannenderes gehabt), und Michael fährt schon mal das Auto zum Aussetzpunkt nach Hennef, um ein Stündchen später mit dem Zug wieder bei Katharina zu erscheinen.

Dann geht’s aufs Wasser. Und wie schön es ist, endlich wieder zu paddeln! Grad so wie immer, außer dass Michael nicht mehr hinten sitzt und steuert. Das macht Katharina, und Michael darf vorne sitzen, vorwärts paddeln und die Aussicht genießen. Aber ansonsten ist alles wie immer, man unterhält sich über Gott und die Welt – allerdings nicht über Corona, im Interesse des Punktsieges der guten Laune – und freut sich an Landschaft, Wasservögeln und den vielen Stromschnellen. Wobei das Vergnügen in den Stromschnellen mehr auf Katharinas Seite liegt. Wenn Michael nämlich im Kanu vorne paddelt, liegt das Kanu da gerne ein bisschen tiefer im Wasser und in den Stromschnellen schwappt es dann ganz gerne rein, besonders gerne auf Michaels Beine. „Uii, war das spritzig“, sagt Katharina dann gerne, und Michael denkt sich, wie recht sie doch hat, sagt aber nichts, weil sich wieder warm zu paddeln jetzt wichtiger als reden ist.

Dafür gibt’s an Wasservögeln einiges zu sehen: Wie immer Enten und Graureiher, aber auch Gänsesäger und richtig viele Eisvögel, die sind ganz besonders schön. Ausstiegstelle ist in Hennef unter der Autobahnbrücke. Nicht der romantischste aller Orte, aber nach drei schönen Stunden auf dem Wasser ist das nicht so tragisch.

„Und?“, stößt Michael auf der Rückfahrt die Bilanz der Tour an, „Ist es ein Punktsieg gegen die blöde Pandemie geworden?“

„Keine Frage“, antwortet Katharina, „bei so vielen Eisvögeln. War echt schön.“

„So was in der Art machen wir nochmal, oder?“, fragt Michael.

„Klar, welchen Fluss kennst du denn noch mit so vielen Eisvögeln?“

„Hmm“, muss Michael überlegen. „Schwer zu toppen. Auf dem Okavango haben Mama und ich mal mehr erlebt. Ist aber schon lange her und für nächstes Wochenende ‘ne unpraktische Option.“

„Egal“, sagt Katharina, „Dann halt ein Punktsieg ohne Eisvögel“, und lichtet vom Beifahrersitz aus noch schnell den Sonnenuntergang auf dem Kölner Autobahnring ab.

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